DAFÄHRTDERZUGDERZEITVORBEI
In den Jahren 2008 - 2009 und 2011 entstanden acht kleine Aquarelle,
die Ihr alle unter " über mich " finden könnt.
Als ich diese Bilder gemalt habe, entstanden auch einige Verse.
Nun sind wieder einige Texte dazu gekommen.
Das Thema ist geblieben
" An allen fährt der Zug der Zeit vorbei "
Der Zug der Zeit reißt viele von uns rücksichtslos mit.
Mache ziehen sich, zumindest zeitweise, in ruhige Oasen zurück und versuchen,
zum hecktischen Treiben - Abstand zu gewinnen,
um den kleinen einfachen Dingen mehr Aufmerksamkeiten widmen zu können.
Die Zeit läuft viel zu schnell.
Alles im Leben hat seine Zeit,
hat seine Stunde -
für jedes Ereignis gibt es eine Zeit.
Du brauchst Mut und Kraft
auch einmal loszulassen -
gegen den Strom der Zeit zu schwimmen.
Du musst nicht jede Minute erreichbar sein -
musst nicht viele Dinge gleichzeitig erledigen -
und du musst auch nicht dem Sog gehorchen -
schneller - weiter - höher !
Es gibt wichtigeres :
- DICH SELBST -
LOS LASSEN - AUSRUHEN - AN SICH DENKEN
DA FÄHRT DER ZUG DER ZEIT VORBEI
Ein Schranken hält bei Tag und Nacht
verlässlich und beharrlich Wacht.
Da fährt der Zug der Zeit vorbei,
als ob er nie gewesen sei.
Ein Mensch spannt aus und gähnt gemach
und schaut verträumt den Wolken nach.
Da fährt der Zug der Zeit vorbei,
als ob er nie gewesen sei.
Ein Amselmännchen komponiert
und hebt den Kopf und tiriliert.
Da fährt der Zug der Zeit vorbei,
als ob er nie gewesen sei.
Ein Mensch steht da und überlegt
voll Sorge, wie es weitergeht.
Da fährt der Zug der Zeit vorbei,
als ob er nie gewesen sei.
Ein Fliederstrauch erwacht und blüht
und rührt behutsam ans Gemüt.
Da fährt der Zug der zeit vorbei,
als ob er nie gewesen sei.
KURZE KARRIERE
Die Headline hat es über Nacht
zu riesigem Erfolg gebracht.
Jedoch schon nach der Mittagszeit
geriet sie in Vergessenheit.
Am Abend war es aus mit ihr,
und sie verschwand im Altpapier.
GESETZE
Ein armer Narr, wer isoliert
sich aufregt, schimpft und kritisiert !
Hingegen kollektive Wut
belebt und tut der Herde gut.
Ein armer Narr, wer isoliert
im Trübsal vor sich hinsinniert !
Doch allgemeines Selbstmitleid
ist etwas, das beinahe freut.
Ein armer Narr, wer isoliert
was falsches tut und sich blamiert !
Irrt sich jedoch ein ganzes Team,
gibt es dem Irrtum einen Sinn.
Ein armer Narr, wer isoliert
mit einem Feind sich duelliert !
Jedoch der Herde dient ein Feind,
weil nicht so gut wie er sie eint.
ALTE KAMERADEN
Einander ewig Treue schwören,
im Bunker aus Beton.
Bedingungslos dazugehören,
zur Stahlhelmfraktion.
Nicht einen Millimeter weichen,
Im Bunker aus Beton.
Zu keiner Zeit die Segel streichen,
als Stahlhelmfraktion.
Getrost auf Kameradschaft bauen,
im Bunker aus Beton.
In jeder Not ihr blind vertrauen,
der Stahlhelmfraktion.
ZAUBERLEHRLING
Lehrling schwor : " Wenn ich verdiene,
kauf ich mir die Maschine !"
Schließlich hat er seinen Spaß,
sitz im Sattel und gibt Gas.
Megasound brüll auf und röhre !
Scharfer Affenzahn betöre !
An den Grenzen der Physik
wartet auf den Lehrling Glück.
Megasound der einmal röhrte !
Affenzahn, der so betörte !
Von den Grenzen der Physik
kam der Lehrling nicht zurück.
WAHLKAMPF
Der Kandidat begibt sich in würdiger Pose
und öffnet die Lippen und formt sie zur Rose.
Und magisch beginnt er nun zu zelebrieren
und vor seinen Wählern zu imponieren.
und Sprechblasen - sie schillern, und die Wähler - die staunen,
und alle spitzen die Ohren und raunen.
Wen kümmert´s, wenn pausenlos Sprechblasen vergehen ?
Der Kandidat lässt pausenlos neue entstehen.
RECHTE
Einst sagte man oft " Bitte sehr ",
doch heute hörst du das nicht mehr :
Du bist ja nicht mehr Untertan,
und meldest somit Rechte an !
Das " Danke schön " ist genau so rar,
denn wer den Menschen dienlich war,
erfüllte ja nur seine Pflicht,
und dafür dankt der Mensch heut nicht.
GROSSE WORTE
Ein großes Wort erfüllt die Zeit,
und wird geglaubt und macht sich breit.
Du selber hoffst -wirst dabei alt,
und nichts geschieht !
Das Wort verhallt.
IM ZUG
Es springen manche auf den Zug.
Das war schon immer so der Brauch.
Und jeder denkt : " Das geht schon gut,
die andern fahren schließlich auch !"
" Ich saß ja nur im Zug der Zeit !"
sagt man später vor Gericht.
Doch dieses sagt : " Es tut uns leid,
für einen Freispruch reicht das nicht.
DUNKEL UND HELL
Du sitz im Zug und der fährt schnell,
und immer wieder wird es dunkel und hell.
Da fährst du nun mit deiner Zeit
und fragst dich immer : Ist´s noch weit ?
WARNUNGEN
Nun überdeckt der Rauhreif die letzte Blütenpracht.
Wir spüren es, nun wird es kühl.
Der, der´s kann, baut vor der ersten Winternacht
ein warmes Nest für sein Gefühl.
SO BIN ICH
Im Bad ein Rascheln hat mich geweckt.
Früher hätt mich das erschreckt.
Heut mach ich mir nichts mehr daraus.
Es raschelt oft - jahrein, jahraus.
ZU SPÄT
Wie war doch dieser blöde Name?
Er fällt mir momentan nicht ein.
So sehr ich im Gedächnis krame,
ich weiß es nicht. Verdammt! Gemein!
Doch liegt er mir auf meiner Zunge.
Gleich ist er da - ist nicht mehr weit.
Ich denke mir ... nun komm doch Junge!
Bin doch noch nicht dazu bereit.
Später dann - nach vielen Stunden,
es hat sich nicht um ihn gedreht,
plötzlich hat er sich dann eingefunden.
Und nun da ist es viel zu spät.
NICHT SUPER
Ich habe weder Haus noch Boot.
Und auch mit Drogen keine Not.
Ich hab nur, wie´s bei vielen ist:
Ein Auto, an dem der Rost schon frisst,
und lange Haare als Frisur.
Von - super - also keine Spur.
Ich bin kein Mensch den jeder kennt.
Auch bin ich kein Geheimagent.
Ich bin nur, wie´s bei vielen ist:
Ein kleiner, dicker Egoist,
bequem, bin fleißig - nett - nicht stur.
Von - super - also keine Spur.
FERN - SEHEN
Wenn ich die Lesebrille nehme,
seh ich eigentlich zu viel Probleme.
Lieber seh ich gerne weit
und seh am Ende - Wirklichkeit.
Versuch zu flüchten und übersehe
die Ärgernisse in der Nähe.
Und hab den Weitblick ganz, ganz gern.
Ganz kurz gesagt: Ich sehe gerne fern.
STUNDEN
Die Stunden schlagen - tagaus - tagein,
sie schlagen nicht dir - sie lassen dich sein.
Irgendwann schlägt dann bei dir wie bei mir
die Stunde der Wahrheit ganz fest an deine Tür.
Und dann ist vieles vorbei - und mit einem Schlag ist alles ganz neu.
WINTERNACHT
Winternacht - irgendwo,
ein Wohnhaus brennt da lichterloh.
Rettet was man retten kann,
sagt so ein netter, braver Mann.
Läuft um den Sittig in das Haus,
den Käfig bring er heil heraus,
er stellt ihn ab, weit weg vom Tor,
wo dann das Tierchen schnell erfror.
VERWALTEN
Ein Zittern, ein Bangen,
ein Streicheln der Wangen,
Prickeln, Beben,
das erste Mal erleben,
nächtelanges Sehnen -
- Abschiedstränen -
heimlich zart berühren,
dann einander schweigend führen ...
Erstaunlich gut erhalten,
was wir alles so verwalten.
DERZUGDERERZEIT-ERENDETHIER