Karl - B. Loeffen
Karl - B. Loeffen

DAFÄHRTDERZUGDERZEITVORBEI

 

 

In den Jahren 2008 - 2009 und 2011 entstanden acht kleine Aquarelle,

die Ihr alle unter  " über mich " finden könnt.

 

Als ich diese Bilder gemalt habe, entstanden auch einige Verse.

 

Nun sind wieder einige Texte dazu gekommen. 

 

Das Thema ist geblieben

" An allen fährt der Zug der Zeit vorbei "

 

 

Der Zug der Zeit reißt viele von uns rücksichtslos mit.

Mache ziehen sich, zumindest zeitweise, in ruhige Oasen zurück und versuchen,

zum hecktischen Treiben - Abstand zu gewinnen,

um den kleinen einfachen Dingen mehr Aufmerksamkeiten widmen zu können.

 

Die Zeit läuft viel zu schnell.

Alles im Leben hat seine Zeit,

hat seine Stunde -

für jedes Ereignis gibt es eine Zeit.

 

Du brauchst Mut und Kraft

auch einmal loszulassen -

gegen den Strom der Zeit zu schwimmen.

Du musst nicht jede Minute erreichbar sein -

musst nicht viele Dinge gleichzeitig erledigen -

und du musst auch nicht dem Sog gehorchen -

schneller - weiter - höher !

Es gibt wichtigeres :

 

 - DICH SELBST -

 

LOS LASSEN - AUSRUHEN - AN SICH DENKEN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DA FÄHRT DER ZUG DER ZEIT VORBEI

 

Ein Schranken hält bei Tag und Nacht

verlässlich und beharrlich Wacht.

Da fährt der Zug der Zeit vorbei,

als ob er nie gewesen sei.

 

Ein Mensch spannt aus und gähnt gemach

und schaut verträumt den Wolken nach.

Da fährt der Zug der Zeit vorbei,

als ob er nie gewesen sei.

 

Ein Amselmännchen komponiert

und hebt den Kopf und tiriliert.

Da fährt der Zug der Zeit vorbei,

als ob er nie gewesen sei.

 

Ein Mensch steht da und überlegt

voll Sorge, wie es weitergeht.

Da fährt der Zug der Zeit vorbei,

als ob er nie gewesen sei.

 

Ein Fliederstrauch erwacht und blüht

und rührt behutsam ans Gemüt.

Da fährt der Zug der zeit vorbei,

als ob er nie gewesen sei.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

KURZE KARRIERE

 

Die Headline hat es über Nacht

zu riesigem Erfolg gebracht.

Jedoch schon nach der Mittagszeit

geriet sie in Vergessenheit.

Am Abend war es aus mit ihr,

und sie verschwand im Altpapier.

 

 

 

 

GESETZE

 

Ein armer Narr, wer isoliert

sich aufregt, schimpft und kritisiert !

Hingegen kollektive Wut

belebt und tut der Herde gut.

 

Ein armer Narr, wer isoliert

im Trübsal vor sich hinsinniert !

Doch allgemeines Selbstmitleid

ist etwas, das beinahe freut.

 

Ein armer Narr, wer isoliert

was falsches tut und sich blamiert !

Irrt sich jedoch ein ganzes Team,

gibt es dem Irrtum einen Sinn.

 

Ein armer Narr, wer isoliert

mit einem Feind sich duelliert !

Jedoch der Herde dient ein Feind,

weil nicht so gut wie er sie eint.

 

 

 

 

 

 

ALTE KAMERADEN

 

Einander ewig Treue schwören,

im Bunker aus Beton.

Bedingungslos dazugehören,

zur Stahlhelmfraktion.

 

Nicht einen Millimeter weichen,

Im Bunker aus Beton.

Zu keiner Zeit die Segel streichen,

als Stahlhelmfraktion.

 

Getrost auf Kameradschaft bauen,

im Bunker aus Beton.

In jeder Not ihr blind vertrauen,

der Stahlhelmfraktion.

 

 

 

 

 

ZAUBERLEHRLING

 

Lehrling schwor : " Wenn ich verdiene,

kauf ich mir die Maschine !"

Schließlich hat er seinen Spaß,

sitz im Sattel und gibt Gas.

 

Megasound brüll auf und röhre !

Scharfer Affenzahn betöre !

An den Grenzen der Physik

wartet auf den Lehrling Glück.

 

Megasound der einmal röhrte !

Affenzahn, der so betörte !

Von den Grenzen der Physik

kam der Lehrling nicht zurück.

 

 

 

 

 

WAHLKAMPF

 

Der Kandidat begibt sich in würdiger Pose

und öffnet die Lippen und formt sie zur Rose.

Und magisch beginnt er nun zu zelebrieren

und vor seinen Wählern zu imponieren.

und Sprechblasen - sie schillern, und die Wähler - die staunen,

und alle spitzen die Ohren und raunen.

Wen kümmert´s, wenn pausenlos Sprechblasen vergehen ?

Der Kandidat lässt pausenlos neue entstehen.

 

 

 

 

RECHTE

 

Einst sagte man oft " Bitte sehr ",

doch heute hörst du das nicht mehr :

Du bist ja nicht mehr Untertan,

und meldest somit Rechte an !

 

Das " Danke schön " ist genau so rar,

denn wer den Menschen dienlich war,

erfüllte ja nur seine Pflicht,

und dafür dankt der Mensch heut nicht.

 

 

 

 

GROSSE WORTE

 

Ein großes Wort erfüllt die Zeit,

und wird geglaubt und macht sich breit.

Du selber hoffst -wirst dabei alt,

und nichts geschieht !

Das Wort verhallt.

 

 

 

 

IM ZUG

 

Es springen manche auf den Zug.

Das war schon immer so der Brauch.

Und jeder denkt : " Das geht schon gut,

die andern fahren schließlich auch !"

 

" Ich saß ja nur im Zug der Zeit !"

sagt man später vor Gericht.

Doch dieses sagt : " Es tut uns leid,

für einen Freispruch reicht das nicht.

 

 

 

 

DUNKEL UND HELL

 

Du sitz im Zug und der fährt schnell,

und immer wieder wird es dunkel und hell.

Da fährst du nun mit deiner Zeit

und fragst dich immer : Ist´s noch weit ?

 

 

 

 

 

 

WARNUNGEN

 

Nun überdeckt der Rauhreif die letzte Blütenpracht.

Wir spüren es, nun wird es kühl.

Der, der´s kann, baut vor der ersten Winternacht

ein warmes Nest für sein Gefühl.

 

 

 

 

 

 

SO BIN ICH

 

Im Bad ein Rascheln hat mich geweckt.

Früher hätt mich das erschreckt.

Heut mach ich mir nichts mehr daraus.

Es raschelt oft - jahrein, jahraus.

 

 

 

 

ZU SPÄT

 

Wie war doch dieser blöde Name?

Er fällt mir momentan nicht ein.

So sehr ich im Gedächnis krame,

ich weiß es nicht. Verdammt! Gemein!

 

Doch liegt er mir auf meiner Zunge.

Gleich ist er da - ist nicht mehr weit.

Ich denke mir ... nun komm doch Junge!

Bin doch noch nicht dazu bereit.

 

Später dann - nach vielen Stunden,

es hat sich nicht um ihn gedreht,

plötzlich hat er sich dann eingefunden.

Und nun da ist es viel zu spät.

 

 

 

 

 

NICHT SUPER

 

Ich habe weder Haus noch Boot.

Und auch mit Drogen keine Not.

Ich hab nur, wie´s bei vielen ist:

Ein Auto, an dem der Rost schon frisst,

und lange Haare als Frisur.

Von - super - also keine Spur.

 

Ich bin kein Mensch den jeder kennt.

Auch bin ich kein Geheimagent.

Ich bin nur, wie´s bei vielen ist:

Ein kleiner, dicker Egoist,

bequem, bin fleißig - nett - nicht stur.

Von - super - also keine Spur.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

FERN - SEHEN

 

Wenn ich die Lesebrille nehme,

seh ich eigentlich zu viel Probleme.

Lieber seh ich gerne weit

und seh am Ende - Wirklichkeit.

 

Versuch zu flüchten und übersehe

die Ärgernisse in der Nähe.

Und hab den Weitblick ganz, ganz gern.

Ganz kurz gesagt: Ich sehe gerne fern.

 

 

 

NACHLASS DES HINTERHÄLTIGEN NACHBARN
Ahnunglos öffnest du die Tür,
da steht der hinterhältige vor dir,
ganz harmlos, aber insgeheim
schleppt er bei dir die Viren ein.
Du hast verstanden, jagst ihn hinaus,
die Viren aber hast du lang im Haus.

 

 

 

 

 

STUNDEN

 

Die Stunden schlagen - tagaus - tagein,

sie schlagen nicht dir - sie lassen dich sein.

Irgendwann schlägt dann bei dir wie bei mir

die Stunde der Wahrheit ganz fest an deine Tür.

Und dann ist vieles vorbei - und mit einem Schlag ist alles ganz neu.

 

 

 

 

 

WINTERNACHT

 

Winternacht - irgendwo,

ein Wohnhaus brennt da lichterloh.

Rettet was man retten kann,

sagt so ein netter, braver Mann.

Läuft um den Sittig in das Haus,

den Käfig bring er heil heraus,

er stellt ihn ab, weit weg vom Tor,

wo dann das Tierchen schnell erfror.

 

 

 

 

 

 

VERWALTEN

 

Ein Zittern, ein Bangen,

ein Streicheln der Wangen,

Prickeln, Beben,

das erste Mal erleben,

nächtelanges Sehnen -

- Abschiedstränen -

heimlich zart berühren,

dann einander schweigend führen ...

 

Erstaunlich gut erhalten,

was wir alles so verwalten.

 

 

 

 

DERZUGDERERZEIT-ERENDETHIER